... die „umstrittenste Norm“ in der Druckluftaufbereitung
Die ISO 12500 Normenreihe beschreibt Testmethoden für Vergleichsmessungen von Wasserabscheidern und Druckluftfiltern unter Laborbedingungen und bei fest definierten Betriebsbedingungen (Testbedingungen). Ziel ist die Generierung genormter und somit vergleichbarer Produktkenndaten, die den direkten Vergleich der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Produkte ermöglicht.
Filters for compressed air— Test methods—Part 1: Oil aerosols
1. Ausgabe (2007)
Die ISO 12500-1 definiert standardisierte Test- und Eintrittsbedingungen für Druckluftfilter zur Flüssigölabscheidung. Als Ergebnis liefert die ISO 12500-1 den (flüssigen) Restölgehalt und den entsprechenden Differenzdruck des Druckluftfilters bei den standardisierten Test- und Eintrittsbedingungen:
- nominaler Volumenstrom bei 7 bar und 20°C
- Beaufschlagung mit 10 mg/m³ bzw. 40 mg/m³ Ölaerosolen mit
- der Viskositätsklasse 46 und
- einer (gewichteten) mittleren Partikelgröße von 0,15 µm bis 0,4 µm (nach Anzahl)
- Ermittlung des Restölgehaltes am Austritt des Filters nach ISO 8573-2
- 3-fach Messung an 3 identischen Filterelementen (9 Messungen insgesamt pro Baugröße) für jede Baugröße und Filtrationsgrad
Eine Eintrittskonzentration von 10 mg/m³ als auch die geforderte Partikelgrößenverteilung sind praxisfern.
Für die Flüssigölabscheidung in Druckluftfiltern sind mehrere verkettete, physikalische Prozesse verantwortlich, die einen mehrdimensionalen Betriebsraum aufspannen. Die ISO 12500-1 liefert aber nur ein Ergebnis für einen einzigen Betriebspunkt in diesem mehrdimensionalen Betriebsraum. Ein „guter Filter“ im getesteten Betriebspunkt kann folglich ein „schlechtes Ergebnis“ im tatsächlichen realen Betriebspunkt liefern und umgekehrt. Das Ergebnis der ISO 12500-1 kann somit irreführend sein und zu einer falschen Bewertung der Produkte führen.
Bei Filterserien mit z.B. 12 Baugrößen und 3 Filtrationsgraden müssen nach ISO 12500-1 insgesamt 108 Filterelemente getestet und 324 Messungen durchgeführt werden. Die Messreihe würde dabei mindestens 6 Monate dauern.
Filters for compressed air— Test methods—Part 2: Oil vapours
1. Ausgabe (2007)
Die ISO 12500-2 definiert standardisierte Test- und Eintrittsbedingungen für Druckluftfilter zur Öldampfabscheidung. Als Ergebnis liefert die ISO 12500-2 den Zeitraum bis zu einer festgelegten Durchbruchsituation des Druckluftfilters bei den standardisierten Test- und Eintrittsbedingungen:
- nominaler Volumenstrom bei 7 bar und 20°C
- Beaufschlagung mit 1000 mg/kg n-Hexan
- Ermittlung des n-Hexan-Gehaltes am Austritt des Filters nach ISO 8573-6 ; Zeit bis 1 mg/kg am Austritt des Filters gemessen werden („Durchbruch“)
- Messung an 3 identischen Filterelementen
Die Eintrittsbedingungen sind nicht für Druckluftfilter geeignet. Es ergeben sich Durchbruchzeiten von nur wenigen Sekunden. Alterativ wird daher häufig eine Beaufschlagung von 100 mg/kg und ein Durchbruchwert von 80 mg/kg n-Hexan verwendet.
Die ISO 12500-2 berücksichtigt nicht die Adsorptionsisothermen und somit das unterschied-liche Adsorptionsverhalten von Aktivkohle abhängig von der Eintrittskonzentration.
Die von der ISO 12500-2 geforderte Beaufschlagung ist jedoch 10.000-fach höher als typischerweise in einem realen Druckluftsystem. Ein „guter Filter“ im getesteten Betriebspunkt kann folglich ein „schlechtes Ergebnis“ im tatsächlichen realen Betriebspunkt liefern und umgekehrt. Das Ergebnis der ISO 12500-2 kann somit irreführend sein und zu einer falschen Bewertung der Produkte führen.
Filters for compressed air— Test methods—Part 3: Particulates
1. Ausgabe (2009)
Die ISO 12500-3 definiert standardisierte Test- und Eintrittsbedingungen für Druckluftfilter zur Partikelabscheidung. Als Ergebnis liefert die ISO 12500-3 den Abscheidegrad (Fraktionsabscheidegrade) und den entsprechenden Differenzdruck des Druckluftfilters bei den standardisierten Test- und Eintrittsbedingungen:
- nominaler Volumenstrom bei 7 bar und 20°C, wahlweise auch unter anderen z.B. atmosphärischen Bedingungen
- Beaufschlagung mit
- fein: NaCl (fest) oder DEHS (flüssig) Partikel gemäß EN 1822-1, EN 1822-2
- grob: Teststaub nach ISO 12103-1, A4
- Ermittlung des Abscheidegrades
- fein: nach EN 1822-2 und EN 1822-5 mittel Partikelzähler
- grob: mittels geeigneter Partikelzähler oder mikroskopisch
- Messung an 3 identischen Filterelementen
Die ISO 12500-3 erlaubt wahlweise den Test der Druckluftfilter auch bei atmosphärischen Bedingungen. Ein Druckluftfilter liefert jedoch unterschiedliche Abscheidegrade abhängig vom Betriebsüberdruck. Für einen Vergleich ist also zu beachten, ob der Test bei 7 bar oder 0 bar Betriebsüberdruck durchgeführt wurde.
Filters for compressed air— Test methods—Part 4: Water
1. Ausgabe (2009)
Die ISO 12500-4 definiert standardisierte Test- und Eintrittsbedingungen für Wasserabscheider. Als Ergebnis liefert die ISO 12500-4 den Abscheidegrad (Gesamtabscheidegrad) und den entsprechenden Differenzdruck des Wasserabscheiders bei den standardisierten Test- und Eintrittsbedingungen:
- 25%, 50%, 75%, 100% und 125% des nominalen Volumenstromes bei 7 bar und 20°C, wahlweise auch bei höheren Betriebsüberdrücken
- Beaufschlagung mit 2 ml/min Wasser pro l/s nominaler Volumenstrom
- Ermittlung des Restwassergehaltes am Austritt des Filters nach ISO 8573-9
- Testdauer mindestens 10 min
- 3-fach Messung pro Lastbedingung (15 Messungen insgesamt)
Die Beaufschlagung mit 2 ml/min Wasser ist quantitativ festgelegt, jedoch nicht in welcher Form das Wasser der Druckluft zugeführt wird. Die Beaufschlagung erfolgt daher in der Regel als Wandfluss. Die ISO 12500-4 liefert folglich kein Ergebnis für die Tropfen- und Aerosolabscheidung des Wasserabscheiders bzw. dessen Kennkorngröße.
Die Messungen finden an nur einem Betriebspunkt der Filter statt und sind somit nicht repräsentativ für die tatsächliche Leistung der Filter unter von den Testbedingungen abweichenden, realen Betriebsbedingungen. Es besteht somit kein Zusammenhang zwischen einem Ergebnis nach ISO 12500 und der tatsächlichen, von einem Filter in einem Druckluftsystem erzielten Druckluftreinheit.
Bei den Messverfahren greift die ISO 12500 Normenreihe teilweise auf die ISO 8573 Normenreihe zurück.
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- Die von der ISO 12500 definierten Testverfahren sind „filtrationstechnische Worst-Case-Szenarien“ und daher kaum von praxisrelevantem Nutzen
- Entsprechend sind die Ergebnisse in der Praxis nicht verwertbar bis hin zu irreführend (führt ohne spezifische Kenntnis zur falschen Bewertung der Produkte)
- Dafür fordert die ISO 12500 Normenreihe umfangreiche Messreihen mit unzähligen Wiederholungsmessungen und somit einen enormen Messaufwand
- Als Konsequenz konnte sich die ISO 12500 Normenreihe in ihrem derzeitigen Stand bisher im Markt nicht durchsetzen
- Primär die ISO 12500-1 und ISO 12500-2, aber auch die ISO 12500-3 und ISO 12500-4 bedürfen einer kompletten Überarbeitung
Normen sind urheberrechtlich geschützte Werke.
In Deutschland werden Normen exklusiv über den Beuth-Verlag vertrieben ( www.beuth.de ).